"Das Austria-Stadion hat offenbar doch deutlich mehr gekostet, als man kalkuliert hat"
Der gelernte Jurist Dietmar Kurzawa erzählt im KaffeehausTALK, wie er Anfang der 2000er als Sportbusiness-Quereinsteiger zur Wiener Austria kam und den Verein maßgeblich mitprägte.
Wenn Frank Stronach über die Mitarbeiter in der Geschäftsstelle gesprochen hat, hat es immer geheißen: ‚Zu viele Leute, zu viele Leute.‘ Es waren eh nur vier Mitarbeiter, aber wenn Frank Stronach ins Stadion gekommen ist, haben wir geschaut, dass nur zwei da sind.
In der aktuellen Ausgabe des Podcast-Formats KaffeehausTALK ist dieses Mal Dietmar Kurzawa zu Gast, der lange Zeit für die Vermarktung beim FK Austria Wien zuständig war. Kurzawa gibt dabei interessante Einblicke, etwa wie sich das Spielfeld nach der Ära Frank Stronach veränderte, auf welchen Deal er besonders stolz ist, und warum die Vermarktung des neuen Stadions so herausfordernd war.
Die besten Aussagen - Dietmar Kurzawa über ...
…die Zeit von Frank Stronach in Favoriten: „In der Nachschau betrachtet war die Stronach-Zeit schon unglaublich. Auf der einen Seite Geld ohne Ende für die Mannschaft, auf der anderen Seite hingegen null Geld für die Infrastruktur. Auf der einen Seite die sportlichen Höhenflüge, die man natürlich der finanziellen Potenz zu verdanken hatte. Auf der anderen Seite eine Austria, die zu dieser Zeit nicht der beliebteste Verein war."
…die finanzielle Schieflage der Wiener Austria: „Ich glaube, es sind zwei Punkte, die zu der finanziellen Schieflage bei der Austria geführt haben. Zum einen der sportliche Misserfolg, wodurch weniger Umsätze generiert wurden. Zum anderen hat das Stadion offenbar doch deutlich mehr gekostet, als man kalkuliert hat."
…das Ausgabenproblem der Wiener Austria: "Ich war bei der Austria für das Gros der Einnahmen hauptverantwortlich. Und ich traue mir zu behaupten: Die Austria hatte kein Einnahmen-, sondern ein Ausgabenproblem."
…den internationalen Stellenwert des österreichischen Fußballs: „In Österreich ist der eigene Fußball nicht so hoch angesehen. International wird er viel besser gesehen. Man muss ja auch nur schauen, wie viele Österreicher in internationalen Ligen spielen und wie viele auch immer wieder nachkommen."
…den großen Unterschied eines Derbys als Fan und Mitarbeiter: „Zu Studienzeiten, als ich nur Fan war, war das Wiener Derby immer mein Lieblingsspiel. Hingegen als Mitarbeiter, als Verantwortlicher, war ich immer froh, wenn es vorbei war. Weil du nie wusstest: Wird das Spiel positiv beendet, was wird wieder sein? Das hat mich schon mitgenommen. Man darf das Thema auch nicht unterschätzen, es ist ein riesiger Unterschied, ob du als Fan auf der Tribüne stehst und dir das Spiel anschaust, oder ob du eine Verantwortung trägst. Das war schon sehr kräftezehrend.“
…die Unterschiede in der Vermarktung zwischen altem und neuem Stadion: „Die neue Generali Arena hat eine Vielzahl von zusätzlichen Möglichkeiten, viel mehr Kapazität. Auch was Hospitality und VIP-Bereich betrifft. Wir haben eine zweite Bandenreihe entwickelt, die diese Bezeichnung wirklich verdient. Auch die non-TV LED-Bande ist neu, gab es davor nicht. Es geht auch um steuerliche Dinge und Compliance-Themen rund um Hospitality – da habe ich mir auch einige Dinge überlegt, wie wir das gut umsetzen können. Ein neues Stadion bietet natürlich viele neue Möglichkeiten. Aber eines darf man auch nie vergessen: Vermarktbare Bandenzeiten und Flächen am Trikot bleiben dieselben.“
Das gesamte Gespräch als Podcast: