Alexander Zickler: "Mit dem Schritt nach Leipzig macht Konrad Laimer alles richtig"
Im Interview mit bwin deutet Alexander Zickler einen fixen Wechsel von Konrad Laimer zu RB Leipzig an und spricht über das Markenkonstrukt von Red Bull im Fußball.
Auszug aus dem bwin-Interview mit Alexander Zickler:
Leipzig hat in den letzten Jahren sehr viele Spieler vom Schwesternklub RB Salzburg geholt. Konrad Laimer scheint der Nächste zu sein. Ist es der richtige Schritt für ihn?
Alexander Zickler: Konrad kenne ich sehr lange, genauso wie Xaver Schlager, der auch schon bei den Profis in Salzburg angeklopft hat. Mit dem Schritt nach Leipzig macht Konrad alles richtig. Er ist eine Maschine auf dem Feld, die perfekt in das Anforderungsprofil und die Philosophie von RB Leipzig passt. Nach seiner Top-Ausbildung in Salzburg ist das auch der einzig logische Schritt. In Österreich hat er gezeigt, dass er auf einem sehr hohen Niveau spielen kann und nach einer gewissen Eingewöhnungszeit setzt er sich in Leipzig sicher durch.
RB Leipzig genießt bei Fußballanhängern in Deutschland nicht die höchste Anerkennung. Wie kann das „Negativimage“ geändert werden. Geht es Red Bull nur um den sportlichen Erfolg oder spielt die Positionierung der Marke auch eine Rolle? Wie kann RB Leipzig die kritischen Fußballfans von sich überzeugen?
Zickler: Durch solche sportlichen Leistungen wie diese Saison. Ich glaube auch, dass man diese Saison extrem viel neue Fans gewonnen hat. Ich finde es auch ganz normal, dass die Marke ebenfalls in irgendeiner Form positioniert wird. Das Sportliche rückt da auch nicht in den Hintergrund. Ganz im Gegenteil. Ich denke, dass Leipzig schon sehr viel für den deutschen Fußball getan hat. Und ich hoffe, dass sie das weiterhin tun. Es ist nämlich für alle Vereine wichtig, dass Leipzig in der Champions League reüssiert.
Da geht es nicht nur um die Marke, da geht es auch einfach um Arbeitsplätze und um gute Ausbildungsplätze für die Jugend und das finde ich überragend. Man darf nicht immer nur das eine sehen, sondern darf auch ein bisschen über den Tellerrand hinausblicken.
Die Qualifikation ist eines der Ziele, aber nicht mehr das Hauptziel.
Bei Leipzig und Salzburg steht die Marke dennoch sehr zentral im Vordergrund. Sind es Ihrer Meinung nach trotzdem „normale“ Fußballvereine?
Zickler: Sie sind normal strukturiert und mit dem Hintergrund der Diskussion rund um die Champions League kann man auch noch einmal festhalten, dass sie unabhängig voneinander sind. Und wenn man immer nur kritisiert, dass es anscheinend ausschließlich um Markenpositionierung geht, vergisst man leicht, was im Hintergrund alles passiert. Man muss sich nur einmal ansehen, was in Leipzig alles von Red Bull investiert wurde. Vieles davon hat vordergründig gar nichts mit Fußball zu tun. Da wurde in Straßen, in die Infrastruktur, in eine Top-Ausbildungsstätte für die Jugend investiert. In Salzburg war das ähnlich. Da geht es nicht nur um die Marke, da geht es auch einfach um Arbeitsplätze und um gute Ausbildungsplätze für die Jugend und das finde ich überragend. Man darf nicht immer nur das eine sehen, sondern darf auch ein bisschen über den Tellerrand hinausblicken.
Woher rührt dann die Anti-Kommerz-Haltung vieler Fans und Funktionäre?
Zickler: Der Neid spielt hier eine große Rolle. Der eine gönnt dem andern etwas nicht. Bei Bayern ist das ja ähnlich. Die sind die Bösen, weil sie Geld haben. Aber Uli Hoeneß und Didi Mateschitz sind nicht durch Glück zu viel Geld gekommen. Die haben sich das hart erarbeitet und tun sehr viel Gutes mit ihrem Geld, wovon z.B. auch andere Vereine profitieren.
In der Premier League steht hinter nahezu jedem Verein ein Investor.
Zickler: Die Zeiten haben sich eben geändert. Es kommt ja auch darauf an, wie das Geld investiert wird. Ein sehr prominentes Beispiel dafür, wie man es nicht macht, ist gerade in die dritte Liga abgestiegen. Geld alleine reicht nicht, gut anlegen musst du es auch.
Sie waren im Jahr 2005 einer der ersten Protagonisten beim Projekt Red Bull Salzburg. Wie beurteilen Sie die Entwicklung die man genommen hat? Was ist heute anders?
Zickler: Ich war damals schon begeistert vom Projekt, weil ich überzeugt bin, dass jemand wie Didi Mateschitz keine halben Sachen macht. Am Anfang habe ich manchmal das Gefühl gehabt, dass das Ganze eine große Show kombiniert mit ein wenig Fußball ist. Das hat sich dann aber bald geändert und wir haben uns dann sowohl national als auch international etabliert. Leider ist der große Wurf mit der Champions League-Qualifikation nicht gelungen, obwohl wir große Gegner wie Valencia oder Schachtjor Donezk geschlagen haben. Aber so etwas wie die ungeschlagene Gruppenphase in der Europa League gegen Villarreal und Lazio Rom ist eine sehr schöne Erinnerung. Eine der größten Veränderungen ist sicher die Akademie und die Jugendausbildung, die internationalen Standards absolut gerecht wird.
Welche Früchte trägt das?
Zickler: Zum Beispiel der Gewinn der Youth League. Da kann man sehr stolz sein. Für uns ist es natürlich schön, wenn junge Spieler in die erste Mannschaft nachrücken und in weiterer Folge den Sprung nach Leipzig schaffen, wie Konrad Laimer. Das ist dann ein absolutes Highlight.
Eine der großen Veränderungen ist auch, dass vermehrt junge Spieler von Salzburg zu Leipzig transferiert werden. Salzburg-Trainer Oscar Garcia hat sich auch recht deutlich beschwert, dass Salzburg nur mehr als Farmteam von Leipzig agiert. Wie sehen Sie das?
Zickler: Das ist legitim in meinen Augen. Österreich ist keine schlechte Liga, aber keine der Topligen. Einen 25jährigen spanischen Nationalspieler wirst du nie nach Salzburg bekommen. Hätte man in Österreich durchgehend Spiele auf internationalem Niveau, wäre das anders. Wir haben andere Voraussetzungen in Österreich, wo wir am besten mit jungen Spielern aus unserer Akademie ein gutes Team aufstellen, ihnen eine Top-Ausbildung zukommen lassen, uns mit ihnen für die Europa League qualifizieren etc. Der Fokus hat sich natürlich ein wenig nach Leipzig verschoben. Aber dort ist man dann auch glücklich, wenn es Spieler wie Laimer oder Keita gibt, die den Sprung dorthin schaffen.
Übt Leipzig genug Anziehungskraft aus, um Spieler wie Naby Keita oder Emil Forsberg halten zu können?
Zickler: Leipzig spielt in einer Topliga und ist dort gerade Vizemeister geworden. Dementsprechend kann man solchen Spielern viel bieten. In Salzburg ist das anders. Da ist es verständlich, wenn man Spieler wie Keita, Kampl oder Mane nicht halten kann. Wenn ein Spieler aber den Traum von der englischen, italienischen oder spanischen Liga im Kopf hat, wird es schwierig für den Verein. Auch wenn man Vizemeister in Deutschland ist.
Sie leben bereits sehr lange in Österreich und sind auch schon etliche Jahre Teil des österreichischen Fußballs. Wie beurteilen Sie die Entwicklung des österreichischen Nationalteams?
Zickler: Vor der EM 2008 im eigenen Land war eine sehr große Euphorie zu vernehmen. Die Qualität war damals schon gut, ist aber heute unvergleichlich höher. Das wurde ja in der letzten Qualifikation für die EM in Frankreich auch eindrucksvoll bewiesen. Dass man dann genau vor der EM in ein Formloch fällt, war für das ganze Land sehr bitter. Da war die Vorbereitung nicht optimal und einige Verletzungen gab es auch. Dadurch war das Selbstvertrauen dann offensichtlich im Keller. Wenn man sich die Spiele von Österreich angesehen hat, hat man gesehen, dass da kein Team mit Selbstbewusstsein am Platz gestanden ist. Anscheinend wollte man sich nur irgendwie über die Gruppenphase retten und so eine Einstellung wird auf diesem Topniveau bestraft. Aber daraus kann man lernen und in Österreich braucht man sich überhaupt keine Sorgen machen, da kommen so viele gute junge Spieler nach.
Schafft Salzburg dieses Jahr endlich den großen Wurf mit der Qualifikation für die Champions League?
Zickler: Ich denke, dass man von diesem Thema ein wenig abrücken muss. Die Qualifikation ist eines der Ziele, aber nicht mehr das Hauptziel. Die Jungs werden topmotiviert sein, aber bei so einem jungen Team darf man das nicht erwarten bzw. Druck ausüben. In die Europa League will man in Salzburg auf jeden Fall, sollte es aber für die Champions League nicht reichen, wird sich die Enttäuschung in Grenzen halten.
Rechnen Sie mit Problemen durch die UEFA für RB Leipzig und RB Salzburg?
Zickler: Ich bin in dem Thema nicht so gut informiert. Ich vertraue da den Leuten bei Salzburg und Leipzig, die dafür zuständig sind und glaube nicht, dass es da Probleme geben wird.